Bei Trześniewski gefrühstückt, bin durch die Naglergasse zum Schottenring spaziert und hab dort ein paar Bücher über Wien gekauft, es war halb eins, wollte schon im Wasser sein, habe Adam nicht kraulen gesehen und dachte, er sei gar nicht da, er ist aber auf und ab gepaddelt mit seinem Waschbrett, nur die Beine, ich dachte zuerst, dass er sich gar nicht freut, mich zu sehen, weil er nie zu mir her geschaut hat, aber nach ein paar Längen hat er am Beckenrand auf mich gewartet, ich bin schnell geschwommen, um früher bei ihm zu sein, habe ihn selig angelächelt, er hat mir zugerufen, ob ich krank war, ja, mir hat die Lunge so weh getan, dass ich gedacht habe, ich muss aufhören. Ich habe ihn gefragt, ob er auch krank war, er hat nein gesagt und den Kopf geschüttelt und dann hat er ganz liebevoll gefragt: Geht’s jetzt wieder? Er meinte, dass jetzt so viele krank wären, wir haben uns in der Arbeit alle gegenseitig angesteckt, freie Dienstnehmer können nicht in den Krankenstand gehen, plötzlich hat er mich gefragt, ob wir uns vor dem Dreiundzwanzigsten noch sähen. Ja, wenn du wieder kommst, sehen wir uns wieder. Will er jetzt auch Kaffee trinken gehen, auf den jüdischen Friedhof spazieren, durch Wien flanieren? Habe ich es nicht verstanden? Ich habe ihn gefragt, ob man nach dem Dreiundzwanzigsten nicht mehr schwimmen könne und wie war das mit der dritten Augustwoche? Er hat doch gesagt und mir erklärt, dass er zu Weihnachten zu seinen Eltern fahre, ich habe ihn gefragt, wo sie seien, er hat gesagt, jetzt seien sie im Waldviertel. Ach, dorthin ist er im Sommer immer verschwunden! Ich habe ihn gefragt, ob er auch vom Land sei, weil ich immer gedacht habe, dass er Wiener sei, er hat gesagt: Ja, beides. Beides? Wie soll das gehen? Dann hat er gesagt, dass er jetzt arbeiten gehen müsse, es war kurz vor eins. Schon wieder? Ja, ich muss von allen, die im Büro ausfallen, die Dienste übernehmen. 

Ich habe ihm nachgeschaut, ich war so selig, dass ich nicht gezählt habe, wie viele Längen ich schwimme, er hat mich vermisst! Er hat auf mich gewartet, er hat mich gefragt, ob wir uns noch einmal sehen, er hat so tapfer gefragt, so als ob er sich nicht traut, aber trotzdem fragt, weil er muss. Ich liebe ihn so, mein Ein und Alles. Ich sage, das ist ja nicht weit weg von Wien, er sagt eh nicht. Morgen kommt meine Schwester zu Besuch, Pei-Ying und ihre Schwester kommen am Dreiundzwanzigsten um 17 Uhr, vielleicht geht er auch mit zum Bahnhof, aber er muss sicher wieder arbeiten. Im Waldviertel ist es viel schöner als in Wien und trotzdem ist er hier geblieben im Sommer. Ich war um zwölf im Wasser, aber Adam ist schon geschwommen, er ist nie stehen geblieben, obwohl ich auf ihn gewartet habe, einmal hat er mir schüchtern gewinkt und Hallo gesagt, ich habe ihm auch gewinkt, bin aber weiter geschwommen, einmal ist er stehen geblieben und ich auch, habe gerufen Können die nie zu Hause bleiben?, weil das Becken wieder voller Schüler war, er hat genickt, aber ich glaube nicht, dass er es verstanden hat, kurz vor eins ist er herum geturnt, dann hat er sich gebückt und sein Waschbrett zu sich genommen, ich habe zu ihm hin geschaut, er hat sich zu mir gebeugt und gesagt Ich wünsche dir schöne Weihnachten, ich habe ihn gefragt, wann er wieder komme, am Montag, ganz kurz, dann hat er mir noch einmal schöne Weihnachten gewünscht, ich habe seine Knie gestreichelt, weil es das einzige war, was ich erwischt habe, er hat meine Hand angeschaut, wollte er mir etwas ganz anderes sagen? Seine Füße sind noch ganz braun, ist er erschrocken? Morgen komme er wahrscheinlich nicht mehr, dann ist er gegangen. Habe ihm nachgeschaut und gewinkt, aber er hat nicht mehr her geschaut. Vorher hat sich ein Junge mit einem Mädchen unterhalten, ich habe gedacht, es sei Adam und war eifersüchtig, sie sind nebeneinander gestanden in der siebten Bahn, er war es aber gar nicht. Ich war danach am Westbahnhof, um meine Schwester abzuholen, warum habe ich ihn nicht gefragt, ob wir uns treffen, wann er wieder kommt? Ich war mir absolut sicher, dass ich es heute schaffen werde, aber wenn er vor mir steht, ist alles wieder ganz anders, wenn er vor mir steht, gelingt mir nichts. Ich weiß jetzt, wo er ist und wann er wieder kommt und er hat sich von mir verabschiedet. Claudius hat mich gefragt Tun wir uns zusammen? Ich bin mir ganz sicher, dass wir uns zusammen tun werden. Aber wie?

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