Nächste Woche sehe ich Adam nicht, vielleicht ruft er doch einmal an? Alla cortese attenzione di Adam Silberstrauch…. Es regnet schon wieder, die Sätze aus dem Schwimmer gehen mir nicht aus dem Kopf, No one was swimming and the twilight, reflected on the water of the pool, had a wintry gleam…. Er hat die Hand nach mir ausgestreckt. Er hat mich im Wasser gesucht, bevor er ging. Ich habe ihm nachgeschaut, so wie mir mein Großvater immer nachgeschaut hat, wenn ich zur Schule ging. Ich habe gesehen, wie er zu mir zurück schaut, bis er hinter der Mauer verschwunden war. Als ich kam, wäre ich beinahe hingefallen, weil ich ausgerutscht bin, habe mich aber selbst aufgefangen und bin weiter gegangen, habe ich seine Blicke gespürt? Ich werde jetzt ins Stadtkino gehen, weil ich Nuria Schönberg sehen und Italienisch hören möchte, Aprile. Wann werde ich endlich nicht mehr ich schreiben müssen? Ich möchte die Orgasmen und die Zärtlichkeit des Geistes wieder erleben, manchmal war es so mit Tom. Das ergibt sich so selten. Ich werde Adam verführen, wir werden Champagner trinken und uns auf den Boden legen. Die wahren Abenteuer sind vorher im Kopf und sind sie nicht vorher im Kopf werden sie nie geschehen. Ich spüre ja, wenn er an mich denkt.
Gestern war ich auf einer Party, habe mich mit einem Mann unterhalten, der bei Coca-Cola (eingetragene Schutzmarke) arbeitet, er hat ununterbrochen davon geredet, dass man Emotionen verkaufen müsse, diese Leute kommen mir vor wie die, die damals in die NSDAP eingetreten sind, haben keine Ahnung, von was sie so begeistert sind, aber fühlen sich irgendwie als eine Form von Avantgarde. Habe wieder am Institut gearbeitet, vormittags. Wir machen eine dieser schrecklichen Handyumfragen, die in Wahrheit Gehirnwäsche sind. Es war nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Laurenz war heute so nett zu mir. Danach war ich auf der Universität, weil ich nachschauen wollte, wann das Dissertantinnenseminar ist, aber das Dissertantinnenseminar wurde abgesagt, es lohnt sich wahrscheinlich nicht, habe niemanden getroffen, bin mit der Straßenbahn zur Wattgasse gefahren und habe dort eingekauft, weil ich es liebe, fremde Gegenden zu erforschen. Habe mir überlegt, ob ich schwimmen gehen soll, aber ich war zu müde, außerdem wäre es ein Verrat an Adam. Am Morgen war ich auf der Bank und habe die Miete und die Telefonrechnung bezahlt, es war noch ganz neblig. Bin sogar gelaufen, ich komme nicht mehr außer Atem, seit ich so viel schwimme. Ich muss das ganze Monat vormittags arbeiten, kann nicht mehr zu Mittag schwimmen gehen und Adam treffen, er hat mich angerufen und wieder aufgelegt, zuerst ohne zu warten, dann bin ich schnell auf die Toilette gegangen, es hat drei oder vier Mal geläutet, habe abgehoben und Hallo gesagt, er hat wieder aufgelegt. Ich war so glücklich, eines Tages wird er mir etwas zu sagen haben, Du kannst also ruhig sein, du änderst nichts. (Ingeborg Bachmann)
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