Durch Wien schwimmen

Der Himmel ist wieder blau, es kühlt weiter ab, wir müssen 5000 Längen schwimmen, um all die verlorenen Tage aufzuholen, Halsweh, bin trotzdem geschwommen, die Sonne kam immer wieder kurz hervor, nach 60 Längen ist Alla gekommen, aber dolce miracolo nicht, hat er sich auch verkühlt, ist er erst zu Mittag aufgestanden, zu Mittag war wieder Badeschluss, sind wir nicht schon oft nebeneinander geschwommen, woher wüsste ich sonst, er könnte ja ernsthaft trainieren, ich erinnere mich nicht, wann habe ich ihn zum ersten Mal gesehen, es gibt noch einen, der immer trainieren kommt, der mit der Tigerbadehose, es ist bald 21 Uhr und der Himmel rosa, das bedeutet, dass es morgen schön sein wird und ich habe zu Klaus gesagt, der schwimmt drei Mal schneller als andere Menschen und schaut aus wie ein Hai, die anderen haben gelacht, aber Klaus hat nein gesagt, ich bin am Schwimmer vorbei gegangen, er las irgendwelche Kopien, ich habe ihn angeschaut, er hat mich ignoriert, am Montag ist er hinter mir her geschwommen, rücklings, und hat mich so innig angeschaut, dass es mir einen Stich ins Herz gegeben hat, war das am Montag? Das war so: an dem Tag bin ich 80 Längen geschwommen, er muss mich gesehen haben, weiß nicht mehr, ob ich mit ihm oder alleine geschwommen bin, weiß nur, dass ich, bevor ich ins Institut fuhr, noch einen Kilometer schwamm, nein, da stimmt etwas nicht, ich bin gar nicht ins Institut gefahren, denn ich habe um halb acht mit Tom telefoniert, bin ich nicht nachher am Schwimmer vorbei gegangen, um ihm in die Augen zu sehen, irgendwann, es war früher, bin ich erschrocken, weil er noch so jung ist, dann habe ich mit Tom telefoniert und er hat gemeint ja und, vielleicht ist er ja 25 und nicht 20, am nächsten Tag bin ich 40 Längen geschwommen, da ist er auch gekommen und auch geschwommen but i can’t remember where or when und geschwommen, ich bin nach 60 Längen aus dem Wasser gesprungen, er ist auch 60 Längen geschwommen, ich habe ihm zugeschaut, weil er so elegant krault, kraftvoll und zärtlich zugleich, es war ein heißer Tag, so heiß wie der vorige, er ist immer wieder zum Brunnen gelaufen, um Wasser zu trinken, habe gelesen, aber es in dieser Hitze kaum ausgehalten, bin wieder ins Wasser gesprungen, wollte nur ein paar Längen schwimmen, um mich abzukühlen, nein, jetzt ist mir eingefallen, wie es wirklich war, ich wollte nur ein paar Längen schwimmen, weil mir so heiß war und da ist es passiert, ich bin danach schnell nach Hause gegangen, weil ich so selig war, Klaus hat zu mir gesagt, dass ich eine Wasserratte sei, bin weiter und weiter geschwommen, als ich schon bei der achtzigsten Länge war, habe ich mir überlegt, ob ich nicht ausprobieren solle, ob ich 100 Längen schaffe, da sah ich, dass der Schwimmer am Beckenrand sitzt und ins Wasser schaut, er hatte seine Schwimmbrille mit, deshalb glaubte ich, dass er bald auch schwimmen werde und bin weiter und weiter geschwommen, im Hintergrund sah ich Klaus Tischtennis spielen, während ich schwamm, habe ich mir überlegt, was ich zum Schwimmer sagen könnte, habe es in Gedanken ausprobiert, als ich ihn ins Wasser schauen sah, habe ich zu ihm gesagt schwimm, er hat zuerst gar nicht reagiert, weil er nicht wusste, wen ich meine, deshalb habe ich es wiederholt, so dass er sicher sein konnte, gleichzeitig war mir aber ganz klar, dass er eigentlich mich beobachtet und sehr erstaunt ist, nein, jetzt bin ich zu müde, habe ihn angelächelt und er mich, bin weiter geschwommen, er ist weiter dort gesessen und hat weiter ins Wasser geschaut, bei jeder neuen Länge bin ich auf ihn zu geschwommen, er hat seine Beine ausgestreckt wie ein Ballett-Tänzer, im Wasser war noch eine Kraulerin, die hat er auch beobachtet und ich dachte, dass er sie meint, sie war aber bald wieder weg und er saß noch immer dort, vielleicht hat er ja sich selbst im Wasser beobachtet, bei meiner vorletzten Länge habe ich ihn angelächelt, aber nicht direkt, er hat auch gelächelt, sah es im Wegschwimmen noch, ich bin dann sofort aus dem Wasser und nach Hause gegangen, er sass noch immer dort, als ich von der Terrasse zu ihm hinunter geschaut habe, am nächsten Tag bin ich später gekommen, es war schon ziemlich kühl und ich bin 60 Längen geschwommen, sah ihn hinten bei der Mauer sitzen, auf einem purpurroten Handtuch, habe es nicht gewagt, direkt hinzuschauen, plötzlich sah ich, dass er vom Brunnen zurück kommt und war glücklich, als er mich sah, sprang er ins Wasser mit einem vollkommenen Kopfsprung, dann hat er seine Brille geholt und ist auch geschwommen, ich glaube 40 Längen, ich schwamm sechzig, habe aber viel länger gebraucht als er, als ich bei sechzig war, ging er aus dem Wasser und gekommen ist er, als ich bei vierzig war, er schwimmt immer eine Länge mehr als ich, wir sind aneinander vorbei geschwommen, es waren so viele Leute im Wasser, einmal haben wir uns im Schwimmen angelächelt, ich sah dann, dass er oben wartet, habe es aber nicht gewagt, ihn noch einmal anzusprechen und bin weiter geschwommen, da ist er aus dem Wasser gesprungen, habe beobachtet, wie er die Treppe zum Buffet hinaufgeht, als ich auf meinem Platz saß und rauchte, als er an mir vorbei ging, hat er mit den Lippen Hallo gesagt und gelächelt, ich konnte nicht glauben, dass er mich meint und habe hinter mich geschaut, aber da war niemand, ich war so glücklich, Klaus war in der Nähe und hat mich beobachtet, bin nicht nach Hause gegangen, obwohl es schon so kühl war, weil ich auf den Schwimmer warten wollte, aber als ich spazieren ging, sah ich, dass er schon nach Hause gegangen ist, wie am Montag um 17 Uhr, da habe ich ihn weg gehen sehen, er ging über die Treppe, über die er immer kommt, am nächsten Tag bin ich nicht schwimmen gegangen, weil das Wetter so schlecht war, gestern habe ich angerufen, sie haben gemeint, dass sie um elf aufsperrten und um 15 Uhr wieder zu, es hat zu tröpfeln begonnen, sah ein paar Regenschirme, bin aber trotzdem mit dem 10A nach Schönbrunn gefahren, auf der Grünbergstrasse ging der Wind, der auf der Grünbergstrasse immer geht, habe mir vorgenommen, ihn nach seinem Namen und seiner Telefonnummer zu fragen, wenn ich ihn wieder sehe, habe niemals erwartet, dass er bei diesem Regen kommen werde, er ist aber gekommen, für was brauche ich dann noch seine Telefonnummer, habe vor Freude geschrieen, als ich ihn erkannt habe, wir haben uns angelächelt, es hat immer noch stärker geregnet, er ist weit weg von mir geschwommen, für seine Verhältnisse ziemlich langsam, ich bin sehr schnell geschwommen, weil mir kalt war, er verschwand im Wasser wie in einem Bett, der Wind wehte über das Wasser hin, dass es aussah wie Tau, nach 30 Längen hat eine Stimme aus dem Lautsprecher gesagt Badeschluss, wir sind aber weiter geschwommen, der Bademeister ist zu uns gekommen, ich habe gerufen noch zehn Längen und mein Kleiner noch eine, so leise, dass ich es nur erahnt habe, habe meine Schuhe vergessen, sah ihn dort oben stehen und war mir sicher, dass ich mit ihm gehen werde, als ich zurückkam, war er weg, beim Hohlweg habe ich etwas Gelbes leuchten gesehen, er hat inne gehalten, der Bademeister hat mich aufgehalten und zu mir gesagt, dass sie morgen schon um neun Uhr aufsperren werden und dass es nicht besser werde.