Im Institut Photos gemacht, Edward hätte die Kamera beinahe ruiniert, aber Ben hat sie wieder repariert, nach Schönbrunn gefahren, es war unglaublich heiß, aber als ich im Wasser war, wurde es diesig und sah nach Gewitter aus. Zehn Längen geschwommen, habe Adam nirgends gesehen, hatte Angst um die Kamera und bin zu meinem Platz zurück gegangen, habe mein Handtuch so hingelegt, dass ich es sehen kann und bin weiter geschwommen, da sah ich ihn beim seichten Ende, er ist zu seinem Platz gegangen, er lag nicht da, wo er sonst immer liegt, sondern fast in meiner Nähe, hat mit den Leuten geredet, die dort saßen und dann ist er mit all seinen Sachen wieder an seinen alten Platz zurück gekehrt, war so in Panik, dass er schon nach Hause geht, ohne dass wir uns begrüßt haben, bin ganz schnell geschwommen, aber er ist ja nur übersiedelt. Vielleicht ist er auch zu spät gekommen und sein Platz war nicht mehr frei, ich muss Wasser trinken, ich verdurste, als er mich bemerkt hat, hat er mir gewinkt, von seinem Platz aus, bin zu ihm hin geschwommen und er hat sich ein bisschen vorgebeugt. Habe zu ihm gesagt, dass das Wasser versaut sei, grauslich und voller Haare, er hat es nicht verstanden, ich habe es wiederholt, dann hat er genickt, das Wetter werde schlecht, das magst du doch so gerne, ja, aber wenn es blitzt, wird das Becken gesperrt. Beeil dich, das Gewitter kommt gleich! Es waren ihm aber noch immer zu viele Leute, habe ihn ausgelacht und bin weiter geschwommen. Er ist auf dem Rücken gelegen und hat manchmal in einem Notizbuch oder Kalender gelesen. Schreibt er auch ein Tagebuch über uns? Nein, er sicher nicht.
Es hat ziemlich lange gedauert, bis ihm die Anzahl der Schwimmenden gering genug war, inzwischen sind schon fast alle nach Hause gegangen, aber im Wasser sind sie nie weniger geworden. Irgendwann schwamm er dann doch, ganz am Rand bei den Pritschen, nach sechzig Längen bin ich Wasser trinken gegangen, er stand vor dem Spiegel und hat sich angestarrt und mich nicht bemerkt, habe leise Hallo zu ihm gesagt und ihn leicht, wie zufällig, gestreichelt. Ist das jetzt Verrat? Wir sind zusammen zurück zum Becken gegangen: Schnell auf's Klo gehen, schnell zurück in meine Bahn, sonst nimmt sie mir jemand, schnell, schnell. Darf ich dich photographieren? Nein. Erlaubst du es mir nicht? Nein, ich mag das nicht. Ich gehorche! Ich frage ihn, wie die Prüfung war, er verzieht das Gesicht, war sie schwer, das weiß er nicht. Wir waren beim Wasser angelangt, habe Gut gesagt und bin schnell weg gegangen. Habe die Bachmann-Monographie weiter gelesen, es ist wieder schön geworden, während Adam schwamm. Padam, Padam, je t’aime depuis quatorze juillet…. es war fast niemand mehr im Wasser, habe ihm zugeschaut, wenn er bei mir beim tiefen Ende angekommen ist, und es bedauert, dass ich ihn nicht photographieren darf. Die letzte Bahn ist er auf dem Rücken zurück geschwommen und hat geschaut, wo ich bin. Habe ihm zugelächelt, er hat mich gefragt, was los sei, wie schaffst du das eine ganze Länge? Das ist doch ganz leicht, das dient zur Entspannung! Er hatte die Schwimmbrille auf der Stirn und hat wieder mit seinen Streckübungen angefangen, habe ihn dem Wasser entsteigen sehen und mich nicht umgedreht, aber er muss Wasser trinken gegangen sein, denn er ist erst nach ein paar Minuten zurückgekommen, ist bei mir stehen geblieben und hat gesagt, dass es jetzt schön werde, jetzt, wo wir alle aus dem Bad vertrieben werden und es endlich für uns allein hätten. Habe ihn gefragt, ob er meine LOMO sehen wolle, er wollte, habe sie ihm gezeigt und ihn gefragt, ob sie nicht hübsch sei. Ach, deshalb wolltest du Photos machen! Habe heute schon das Institut photographiert. Schau, da kannst du den Vorhang aufmachen und da steht MADE IN RUSSIA, er hat gelangweilt ja gesagt, so als ob ihm das alles schon bekannt wäre. Er ist ein paar Minuten stehen geblieben und hat irgendwohin geschaut, ohne etwas zu sagen. Was hat ihn so verlegen gemacht? Meine Weiblichkeit? Habe ihn schnell gefragt, was für Fragen er bekommen hat, damit er nicht wieder davon rennt. Es waren sechs Fragen, aber man musste nur vier beantworten. Er hat mir alle aufgezählt, bei einer Frage ging es um ein Zitat von Godard, was Godard über Liebe und Arbeit gesagt hat, die Liebe sollte aus der Arbeit folgen und aus dem Tag und nicht aus der Nacht und dann ging es noch darum, wie Derek Jarman die Shakespeare Sonette umgesetzt hätte in Angelic Conversation, die anderen zwei Fragen habe ich vergessen, habe ihn gefragt, ob es auch um das Licht und die Zeit ging, nein, aber das konnte man einflechten. Ich sage, dass mir das sehr schwer vorkomme, er zuckt mit den Schultern, ja, für dich ist es nicht schwer, er lacht. Es ist ihm zu viel geworden und er hat sich verabschiedet. Die LOMO ist die ganze Zeit zwischen uns gelegen, hat er sich nicht hingesetzt? Ist er stehen geblieben, während wir uns unterhielten? Er hat verächtlich auf mein Buch geschaut, aber nichts gesagt, ist er eifersüchtig auf meine Bücher? Habe schon wieder vergessen, ihn zu fragen, ob er das Buch von James Young will, das ich doppelt habe. Er ist nur ein paar Minuten auf seinem Platz gelegen, dann sah ich ihn davon gehen mit seinem grünen Rucksack und seinem Handtuch, heute war es weiß. Oben auf dem Hügel ist er noch ein Weilchen auf der Bank gesessen und hat ins Wasser geschaut. Hat er es bereut, dass er schon gegangen ist, weil es wieder so schön geworden ist, hat er mich beobachtet? Habe gewartet, ob er zurück kommt und Photos vom leeren Schwimmbecken gemacht, er ist aber nicht mehr aufgetaucht.