War vor Adam im Wasser, weil ich um zwei Uhr in dem anderen Institut sein musste, habe ihn nicht kommen sehen, plötzlich ist er beim siebten Sockel gestanden, es war Ein Uhr. Als ich fast beim seichten Ende war, ist er los geschwommen, hatte Herzklopfen und Angstzustände wegen all diesen Fahnen, die aufgehängt waren, die Deutsche neben der Kroatischen, daneben die Österreichische, wahrscheinlich für die nächste Sportveranstaltung. Ich wusste aber nicht, warum die Fahnen dort hängen und was das bedeutet. Adam ist nie stehen geblieben, bin sehr schnell geschwommen, weil ich wenigstens vierzig Längen schaffen wollte. Als ich fertig war, bin ich auf der Seite entlang zum Klo gegangen, Wasser trinken. Als ich wieder raus kam, stand Adam am Beckenrand und hat mir gewinkt. Er hatte sich schon wieder umgedreht, aber ich bin zu ihm hin gegangen, um mich zu verabschieden. Habe mich hinter ihn gestellt und seine samtenen Schultern berührt, er hat sich zu mir gedreht, ich habe auf die Fahnen gezeigt, er hat hingeschaut und ich habe ihn dabei beobachtet. Er hat beschämt gelächelt, weil er es nicht bemerkt hat und ja gesagt, hat mich enttäuscht gefragt: Du gehst schon?! Ich bleibe heute auch nicht so lange. Das war ein Liebesbeweis, aber danach ist er sofort wieder kühl geworden. Habe ihm erklärt, dass ich um zwei in der Arbeit sein müsse. Wollte er mir nur nicht zeigen, dass er mich vermisst wie ich ihn? Habe ihn gefragt, was für eine Fahne das sei, grün mit islamischen Zeichen, ob das die von Albanien sei, nein, die sei grün und rot, er war genervt, meinte dann, das sei die von Saudi Arabien, ich habe ihm nicht geglaubt, aber es stimmt, er weiß wohl alles, hat sich schon wieder abgewandt und seine Schwimmbrille aufgesetzt, habe ihn gefragt, ob er morgen noch komme, seine Brille war beschlagen, er hat nachgedacht und genickt. Bin schnell weg gegangen. Ich ertrage diese Fahnen nicht. Wir werden uns im Schönbrunnerbad wieder sehen, am ersten Mai ist das Stadthallenbad geschlossen. Heute ist er erst um zwei Uhr gekommen oder kurz vorher. Habe mir schon gedacht, er kommt gar nicht mehr, obwohl er mir gestern versichert hat, dass er heute komme. Habe mir einen neuen Badeanzug gekauft, weil der alte schon so ausgeleiert ist, aber ich habe mich darin gar nicht wohl gefühlt, weil er noch so neu und eng ist, hatte noch immer solche Angstzustände wie gestern. Habe ich schon gespürt, dass ich Adam verlieren werde? 

Er ist über das Mäuerchen gestiegen, habe gerade zu ihm hin geschaut, er hat mir aber nicht gewinkt, wie sonst immer. War beim seichten Ende, als er bei den Startblöcken war, hat mir aber nicht gewartet, sondern sein Brett unter den siebten Sockel gelegt, in der sechsten Bahn waren nur zwei Frauen, heute waren fast keine Leute mehr da. Er hat sich hingesetzt und mich schüchtern begrüßt, so wie damals in Schönbrunn. Hat er etwas zu verbergen, war er deshalb so verlegen? Ist er so spät gekommen, weil er sich gedacht hat, dass ich dann schon weg sei, weil ich wieder um zwei arbeiten muss? Das ist ungerecht, er kann es ja nicht wissen. Er ist nie stehen geblieben, hat nie eine Pause gemacht, um halb Drei musste ich gehen, er war nicht am Beckenrand, nie. Bin sechzig Längen geschwommen und dann beim tiefen Ende aus dem Wasser gesprungen und schnell weg gegangen. Jetzt habe ich auch noch die Regel bekommen und kann nicht nach Schönbrunn gehen, werde mich weg arbeiten. Bin trotzdem schwimmen gegangen, es ist nichts passiert, war kurz vor eins im Wasser, kurz vor halb zwei ist Adam gekommen, hat mir gewinkt. Er hat so anders gewirkt, größer und dunkler. Ich habe den Arm gehoben, er hat sich beim sechsten Startblock auf den Beckenrand gesetzt. Seine Badehose war blau und grün, ich habe ihn gefragt, ob die nicht schwarz sei, er meinte, die war immer schon blau, das wirke nur durch das Wasser so dunkel. Er hat genervt ausgesehen, deshalb bin ich sofort weiter geschwommen, er schwamm aber in der sechsten Bahn und ich daneben. Heute waren so viele Schüler im Wasser, sie haben so geschrieen, ich hatte Kopfweh. Irgendwann ist Adam durchgedreht, ich war noch ziemlich weit oben, wusste zuerst nicht, ob er es ist, aber er war es. Er hat sein Brett in das nicht abgesperrte Becken geworfen und ist ihm nach geschwommen, war wütend wegen irgendetwas und hat Hilfe suchend zu mir geschaut, ist wieder zurück geschwommen und hat das Ding vor sich her geworfen, dann ist er damit in der siebten Bahn stehen geblieben. Habe ihm zugerufen: Was ist denn los? Er hat wütend geschrieen: Das sind so lahme Krücken! Es ist nicht auszuhalten! Ist er mit jemandem zusammen gestoßen? Lahme Krücken, seltsamer Ausdruck. Sag ihnen, sie sollen raus gehen. Dann ist er geschwommen und geschwommen, ich wollte auf ihn warten, als ich nach unten schwamm, sah ich, dass er gerade seine Streckübungen macht, ist aus dem Wasser gestiegen und zu mir her gekommen, da, wo ich mich am Beckenrand aus dem Wasser hieven wollte, ist ein Mann gestanden, habe zu ihm gesagt, dass ich raus will, er hat es zuerst gar nicht verstanden und dann gefragt Da willst du raus? Ist ein wenig zur Seite gegangen, aber weil ich nicht die richtige Startposition hatte, bin ich nicht so gut wie sonst weg gekommen und ein paar Sekunden in der Luft gestanden, Adam ist vor mir gestanden, dann ist er vom Startsockel runter gegangen und ich habe mich hinauf gestellt. Habe seine Haare von oben gesehen und zu ihm gesagt, dass ich größer sei als er, er hat gelacht. Hat immer wieder gesagt, dass es heute so arg sei, dass es ihm so vorkomme, als ob es immer mehr Kinder werden. Er hat mich gefragt, ob das Bad am ersten Mai öffne, ist da gestanden mit seiner Schwimmbrille in der Hand und ich habe ihn gefragt, ob er nicht auch gehe, Nein, ich muss noch Wasser trinken. Gibt es in der Männergarderobe kein Wasser? Wollte er nicht mit mir gehen, wovor hat er solche Angst? Im Schönbrunnerbad ist er auch immer zum Brunnen gelaufen, um Wasser zu trinken nach dem Schwimmen. Ist er nicht zu mir gekommen? Weiß nicht mehr, was ich tun soll….. Ich will keine tragische Geschichte mehr erleben. Ich spüre nicht mehr, dass er mich liebt. Heute habe ich fünfzehn Interviews gemacht, mein Kopf dröhnt.

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