Gestern hat es getröpfelt, aber ich bin trotzdem noch ins Schönbrunnerbad gefahren nach der Arbeit, Adam war nicht dort, als ich im Wasser war, schien kurz die Sonne, bin aber nur zwanzig Längen geschwommen, weil ich erschöpft war, habe auf Adam gewartet, aber er ist nicht gekommen und es hat richtig zu regnen begonnen. Als ich ging, hörte ich aus dem Lautsprecher, dass wegen der schlechten Wetterlage schon um achtzehn Uhr Badeschluss sei. Vielleicht ist er am Morgen geschwommen oder er musste sich ausschlafen wegen dem Ball. 

Am Dienstag bin ich wie immer durch die Allee und am Obelisken vorbei über die Wendeltreppe zum Bad gegangen und habe im Gehen die Zeitung gelesen, Tex Rubinowitz ging hinter mir und hat Grüß Gott gesagt. Ich war perplex. Bin sechzig Längen geschwommen, habe mich ganz leicht gefühlt, war überhaupt nicht müde, Adam ist erst gekommen, als ich schon fast fertig war, er ist angezogen am Beckenrand entlang an mir vorbei gegangen. Wusste zuerst nicht, ob er es ist und habe mich aus dem Becken gebeugt, um ihn anzuschauen, er ist vor mir stehen geblieben und hat sich anschauen lassen, Na? Er sagt böse: Was na? Ich lasse mir nichts anmerken, erzähl! Vom Lifeball? Das ist nichts Besonderes, zahlen würde ich dafür nicht. War Vivienne Westwood da? Er schaut mich fragend an und sagt, dass sie die Modenschau nicht gesehen hätten. Habe ihn gefragt, wann er nach Hause gegangen sei, schon um vier Uhr, aber andere seien schon bis sechs Uhr geblieben. In der Nacht, in der der Lifeball war, bin ich um drei Uhr aufgewacht, weil das Telefon geläutet hat, es muss mich geweckt haben, denn ich hörte nur noch einen Nachhall im Kopf. Dachte mir dann, dass er mich angerufen hat, hatte er nicht Geburtstag in dieser Nacht? Es kann aber auch MS gewesen sein, wenn er in Wien war, war er sicher dort, mir ist eingefallen, wie liebenswürdig er immer war, wenn er vom Lifeball nach Hause kam, er war ein bisschen betrunken und wir haben bis zum Morgen geredet und gelacht. MS hat sich am Sonntag am Abend bei mir gemeldet, deshalb kann es auch er gewesen sein. Ich fand es sehr erregend, Adam angezogen zu sehen, als ob er mir endlich ein Geheimnis verraten hätte. Er hatte ein weißes T-Shirt an, habe ich nicht zu ihm gesagt, er solle sich weiß anziehen? Bei seiner Haselnussbräune! Er hat noch gemeint, dass der Lifeball ein riesiges Faschingsgschnas sei, nicht mehr, und dass so viele Leute dort waren, dass er das nicht möge. Du bist ja ein Menschenfeind! Da werde ich zum Menschenfeind! 

Bin weiter geschwommen und er hat sich ausgezogen, als ich wieder beim seichten Ende ankam, hat er mich gefragt, ob am Vormittag viele Leute im Wasser waren, habe mich bei ihm beschwert, so wie er sich sonst immer bei mir beschwert, dass es nicht viele waren, aber dass sie kreuz und quer schwammen und immer in die Bahnen hinein, er hat gesagt, er glaube, das täten sie zu Fleiß, nein, die sind so glücklich, dass die Sonne scheint und lächeln dich an und merken überhaupt nicht, dass du schon wütend bist, er hat mir nur halb zugehört. Was hat er nur? Hat er sich verliebt? Wir sind geschwommen, er schwamm sogar neben mir in der Bahn, ich bin aber nach zehn Längen aus dem Wasser gesprungen, weil ich schon fertig war. 

Solange hat mein Horoskop ausgedruckt und behauptet, mein Saturn hindere meine Venus. Schert euch zum Teufel mit euren Horoskopen und euren Mondkalendern und lernt, die Wirklichkeit zu begreifen! Plötzlich stand Klaus vor mir, er hat sich zu mir gesetzt und wir haben uns unterhalten. Adam scheint ihn doch mehr zu interessieren, als er zugibt, er hat mich gefragt, was er studiere und sich dann entschuldigt, dass er so neugierig sei. Wir haben Adam beim Schwimmen beobachtet und Klaus, der Sportmagister, hat gesagt: Aber weißt du, was mir an ihm nicht gefällt? Das darfst du ihm aber nicht sagen, sonst ist er beleidigt. Er schleudert die linke Hand immer so nach hinten, das bedeutet Energieverlust, wenn er das unter Wasser macht, ist er noch viel schneller. Er hat mir erklärt, dass er es ihm nicht sagen könne, weil Adam viel schneller sei als er und weil er mehr Kondition habe: Ich komme ihm ja nicht nach! Habe ihm erklärt, dass er es ihm schon sagen dürfte, er hat ja Sportwissenschaft studiert, ich werde es ihm sagen, Klaus ist erschrocken. Was haben die beiden? Ich frage ihn, was ich falsch mache, mir dürfe er es schon sagen, ich sei nicht beleidigt: Beim Brustschwimmen machst du nichts falsch. Du schwimmst ja schon wie ein Fisch! Er ist wieder gegangen, ich habe weiter gelesen und über das Buch ins Wasser zu Adam und ihm beim Kraulen zugeschaut, am Beckenrand saßen zwei und haben sich unterhalten und ich war mir nicht sicher, ob er es ist und jetzt eine Freundin hat, aber er war allein im Wasser und ließ sich treiben, nur sein pullbuoy lag am Beckenrand. Er ist dann Brust geschwommen und wir haben uns angelächelt, als er bei mir vorbei kam. Habe mir überlegt, ob ich ihm nicht entgegen schwimmen sollte, aber er hat schon seine Streckübungen gemacht bei den Startblöcken. Als ich unten ankam, ist er aus dem Wasser gesprungen und ich bin zwanzig Längen geschwommen, dann war es halb Drei. Einmal hat er mir zugelächelt, als ich an ihm vorbei schwamm. Hat sich sein weißes T-Shirt angezogen und ein paar Minuten später hat er es wieder ausgezogen. War ihm wieder zu kalt? Er hat es gemacht wie ein Kind, als ob er es noch nicht richtig könnte, da war ich wieder so verliebt in ihn. Klaus ist heute neben ihm geschwommen, ich sollte die beiden einander vorstellen. Habe mir dann überlegt, ob ich an Adam vorbei gehen solle und ob er noch da ist und was ich tun könnte, damit ich, bevor ich gehen muss, noch einmal mit ihm reden kann, da sah ich jemandem am Beckenrand sitzen und sich die Schwimmbrille aufsetzen, so wie Adam das immer macht. Habe mir gedacht, dass er ja nicht schon wieder ins Wasser gehen könne, er ist ja gerade ein paar Kilometer geschwommen, als ich ihn an mir vorbei kraulen sah. Er war genau in der Bahn vor meinem Platz, wollte er zu mir schwimmen? Ich musste gehen, weil es schon Drei war, bin neben ihm am Becken entlang gegangen, habe Klaus gewinkt, der im Halbschatten gelesen hat. Adam ist nicht stehen geblieben am Beckenrand, sondern hat eine Wende gemacht, als ich aus der Kabine kam, war niemand mehr im Wasser, habe gesehen, wie er auf seinem Platz sitzt und zu mir hinauf schaut. Ich war so traurig, wusste nicht, wer da wen verfehlt hat und warum, ich hätte ihn so gern gestreichelt und geküsst.

Beliebte Posts aus diesem Blog