Bin geschwommen und geschwommen und immer wütender geworden, weil er nie aufgetaucht ist, aber das Wasser war so klar und spritzig wie Mineralwasser, dass ich mich wohl gefühlt habe. Als ich schon fast fertig war mit meinem Morgentraining sah ich ihn bei den Gartenstühlen stehen, er hat sich auf den Beckenrand gesetzt und auf mich gewartet. Kurz bevor ich bei ihm ankam hat er Hallo gerufen Ich bin erschöpft!, Ich auch! Ich war aber nur vom Schwimmen erschöpft, er vom Arbeiten, hat mir erzählt, dass sie gestern Premiere hatten. Den Leuten hat es gefallen, die haben getobt. Die Leute sind blöd! Er sei erst um drei nach Hause gekommen und gestern überhaupt erst um sechs Uhr morgens, ich frage ihn, was er dort machen müsse, ich musste zwei Sponsoren betreuen, immer lächeln und Sekt holen, er hat künstlich gelächelt und ist plötzlich sehr lebendig geworden, es scheint ihm zu gefallen, dass er jetzt so wichtig ist. Ich sage, dass alles überschattet werde von Peter Handke, was war da überhaupt mit Handke? Hätte ich ihm diese Freude nicht lassen können? MS hat zu mir gesagt, dass es ihm gefallen hätte, wenn ich damals ins Burgtheater gegangen wäre, als Handke seine flammende Rede für Serbien hielt. Tut mir leid, aber ich besuche schon lange kein Theater mehr. Adam fragt mich überrascht warum, weil alle nur noch von Handke reden, aber die, die zu uns kommen, nicht! 

Er war schon im Wasser und startbereit, der Pächter hat durch den Lautsprecher gesagt, dass wegen der schlechten Wetterlage jetzt Badeschluss sei, habe es nicht genau verstanden und gerufen Schnell! Wir sind los geschwommen, in dem Moment hat es noch ganz leise und sanft geregnet, wir waren nur zu zweit im Becken, wollte mir das Vergnügen nicht entgehen lassen, mit Adam in einem Becken zu schwimmen, die Anderen sind alle schon gegangen. Während wir schwammen, ist der Himmel immer blauer geworden, alle Wolken haben sich zurückgezogen, nur für uns, plötzlich war die Sonne wieder da und hat das Schwimmbecken beleuchtet und wir haben uns vor Freude angelächelt. Es war wie vor einem Jahr, damals ist das auch einmal mit uns geschehen, es war damals und heute ein Wunder, als ob uns jemand beschützt. Bin nach achtzig Längen aus dem Wasser gesprungen und habe mein Buch weiter gelesen, Adam ist noch eine Weile geschwommen und dann auch raus gegangen. Er hatte wieder alle seinen Sachen auf einem Gartenstuhl deponiert, ist mit dem Handtuch um die Hüften dort gestanden, ich habe zu ihm hin geschaut und er hat mir gewinkt. Wir waren fast allein, ich war in Panik, dass er jetzt schon wieder geht, ohne sich zu verabschieden. Da sah ich, dass er auf mich zukommt, mit seinem Handtuch um die Hüften, wilde Freude, was hat er gesagt? Habe es vergessen, habe ihm in die Augen geschaut, als er kam, er hat mich gefragt, wann sie zusperrten, vor Aufregung konnte ich kaum atmen, habe ihm erzählt, was mir der Bademeister erklärt hat, um zwei Uhr, aber jetzt sei ja so schönes Wetter, jetzt sei es zu spät. Die können doch nicht zusperren, sind ja noch so viele Leute da! Es sind ja nur die mit den Jahreskarten da und an denen verdienen sie jetzt nichts mehr, die Anderen kommen ja gar nicht, weil sie nie wissen, ob nicht zugesperrt ist, sie sperren ja auf und zu, wann sie wollen! Er sagt, dass ein Bademeister ja genügte, nein, nein, sie haben alles geputzt, ich habe ihnen zugeschaut, sie haben sogar das Wasser abgesaugt, Adam sagt, ja, das Wasser sei ganz rein. Er stand vor mir und war ein bisschen erregt und sein Schwanz ist unter dem Handtuch immer größer geworden, habe ihn ganz deutlich durch den Stoff gesehen, ich war entzückt, er war nackt unter dem Handtuch, Ich grolle nicht und wenn das Herz auch bricht! Er hat sich umgedreht, damit ich es nicht sehe. Er stand vor mir in vollkommener Erregung und sah in die Ferne, habe mich auf den Rücken gelegt und ihn ein paar Minuten lang angeschaut. Habe ihn gefragt, warum er wie ein griechischer Gott herum renne, er hat ganz kühl gesagt, dass er ja trocknen müsse, ist da gestanden und hat vor sich hin geschaut, hat sich schon verabschiedet und ist noch immer da gestanden, Mischa hat mich immer zum Lachen gebracht, weil er gesagt hat, dass er lieber eine Frau wäre, weil der Schwanz immer genau auf das zeige, was er haben wolle, das sei so erniedrigend. Ich habe aber erst, als ich in der Arbeit war verstanden, dass Adam es vor mir verbergen wollte. Er ist noch immer da gestanden und ich habe all meinen Mut zusammen genommen und ihn gefragt, ob er nicht in den Eichmannfilm gehen wolle, sie haben den Eichmannprozess gefilmt über 360 Stunden und das nachher bearbeitet, er hat mich interessiert gefragt in welchem Kino? Im Votiv, das sei an ihm vorbei gegangen, er wisse nichts davon, na ja, jetzt weißt du es. Es hat ja erst gestern angefangen, liest du keine Zeitungen? Nein, im Moment nicht, hat sich entschuldigt, dass er immer im Theater gewesen sei und erst ab Juli Ferien hätte, er hat nicht ja gesagt, aber auch nicht nein, ich war enttäuscht, obwohl er doch zu mir her gekommen ist, ich habe mir gesagt, dass ich vorsichtig sein muss, aber mir geht meine eigene Vorsicht schön langsam auf die Nerven! 

Ich muss wieder ins Theater, dieses blöde Theater, er hat darauf nichts gesagt, nur geschaut, dann hat er gemeint, dass er noch alles selber machen müsse, vielleicht hält er dieses Theater selbst auch für blöd, denn die Leute, die dafür zuständig seien, bekämen nur achtzig Schilling in der Stunde und dementsprechend sei ihre geistige Kapazität. Was ist das für ein Denken?! Heute Nacht konnte ich nicht schlafen, ein Arbeitskollege von mir, den sie raus geworfen haben, ist Fiakerfahrer geworden, bin so in Panik geraten, er war in einer folie à deux mit seiner Freundin und als sie sich getrennt haben, ist er immer depressiver geworden, er ist so hübsch und noch ganz jung und sensibel und steht am Stephansplatz bei all den Betrunkenen, ich möchte nicht wissen, was die mit den Rössern treiben. Das lässt mir keine Ruhe mehr. 

Jetzt redest du schon so wie deine Chefin, er lächelt versonnen, ja, die Achtzigschillingleute, irgendwann wirst du selber zu den Achtzigschillingleuten gehören, mein Rechtschreibprogramm akzeptiert die Achtzigschillingleute einfach nicht, ich auch nicht! Adam erklärt mir, dass er für das product placement verantwortlich sei, was ist das, alles von den Sponsoren müsse deutlich sichtbar sein an der Bar und es dauere eine Weile, bis das durchsickere, aber dann laufe alles von selber. Hat er dann Zeit, wenn alles von selber läuft? Ich frage ihn, ob er wieder eine Prüfung hat, nein, du hast doch gesagt, dass du diese Woche eine Prüfung hast, nein, nächste Woche habe ich noch eine, ich habe ein Referat abgesagt, weil ich das Buch nicht mehr bekommen habe. Wie schön es da ist und wie schön du bist! Er stand noch immer da, ich habe ihn angeschaut, seine schönen Beine und seine süßen Zehen, niemand war im Wasser, Geh wieder schwimmen! Nein, heute sicher nicht mehr! Er lacht, er hat schon lange keinen Kopfsprung mehr gemacht, ich sage schnell, dass er mir sagen solle, wie spät es ist, weil die Uhr gerade eingeblendet wird und ich so kurzsichtig bin und es nicht sehe und schon längst in die Arbeit gehen hätte sollen, er liest es mir vor und schaut mich verwundert an, hat sich noch einmal verabschiedet und ist wieder zu seinem Platz zurück gegangen, ich war in Panik, dass er schon geht, wusste nicht, ob er dort auf den Gartenstühlen sitzt, mit dem Rücken zu mir, weil das der Platz von Tex Rubinowitz ist, das Wasser war so klar, dass ich noch ein paar Runden geschwommen bin und im Schwimmen habe ich gesehen, dass er es wirklich war, der dort saß. Er hat angefangen, sich anzuziehen, er hatte ein grau und rot gestreiftes Leibchen an, mit Blockstreifen, und eine graue oder blaue kurze Hose, so wäre er mir sicher niemals aufgefallen, er hat ausgesehen wie ein Dreijähriger, den seine Mutter angezogen hat, ich habe gerufen, dass ich ihn noch nie angezogen gesehen hätte, vielleicht war das besser so, er rief zurück zum ersten Mal? Hat sich noch einmal verabschiedet, habe ihn gefragt, ob er seinen Schlüssel wieder gefunden hätte, nein, ich weiß auch nicht, wo ich den vergessen habe, was machst du jetzt? Müssen sie halt einen nachmachen lassen. Es tut mir so leid, dass ich über sein Theater gelästert habe, er war so stolz, war ich eifersüchtig? Bestimmt! Solange, die Griechin aus Alexandria, hat das Schönbrunnerbad einen magischen Ort genannt, ach ja, diese magische Anziehung!

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