Als Adam noch schwamm, ist er zwischen zwei Kraulern durchgeflitzt, es sah lustig aus, aber er war sicher wütend. Ich habe das Buch von Giovanni Verga in der Garderobe vergessen, habe vom Institut aus dort angerufen und sie haben mir versichert, dass es noch da sei. Als ich mich auf das Wasser gelegt habe, ist mir ein Typ in den Rücken gesprungen, jetzt tut mir das Kreuz wirklich weh. Ich höre Jeff Buckley und warte, ich verstehe nicht, vielleicht hat er das Buch auch in der Garderobe vergessen und kann deshalb nicht anrufen? Adam hat gesagt, es gäbe genug Platz im Becken, nicht in seiner siebten Bahn! Heute sind wir zusammen die Treppe hinunter gegangen, ich bin um acht aufgestanden und sofort zur Uni gefahren, habe mir HOMO ACADEMICUS gekauft und beim Kroiss gefrühstückt, als ich aus der Tür gehen wollte, bin ich mit Elisabeth Nemeth zusammen gestoßen und habe sie gefragt, wann ihr Buch über Otto Nemeth erscheine. Sie hat leise gesagt Otto Neurath, aber das passiere nicht nur mir. Sie hat mir dann in ihrer freundlichen, hilfsbereiten Art erklärt, dass es im Frühjahr erscheine und sie ein kleines Symposium abhalten werde, denn sie habe inzwischen einen Horror vor Großveranstaltungen. Sie hat mich gefragt, ob es mich interessiere. Auf dem Weg nach Hause habe ich den Falter gelesen, fand einen Artikel über Luhmann, der letzte Woche gestorben ist, er schaut aus wie mein Großvater. Einmal habe ich auf dem Weg ins Stadthallenbad auf der Strasse ein Interview mit Götz Aly im Falter gelesen. Adam hat mir nämlich erklärt, dass Götz Aly viel interessanter als Hannah Arendt sei. Wann war das? 

Hab noch Brot geholt und Milch und Katzenfutter, denn am Wochenende gehen uns immer alle Vorräte aus. Als ich das Fenster aufmachte, sah ich, dass überall Schnee liegt und es schneite noch immer. In der Innenstadt war alles weiß und die Ringstrasse hatte sich wieder in einen Feldweg verwandelt. Im Winter brauchst du so lange, bis du angezogen bist, endlich war ich im Wasser, mein schöner Liebling war schon da. Als ich kam, waren keine Leute im übrigen Becken, nur in seiner Bahn, dann sind es aber immer mehr geworden. Er ist immer wieder stehen geblieben, ich bin immer weiter geschwommen, dann ist er weiter gekrault, ich bin stehen geblieben und er ist weiter geschwommen. Ich hatte aber das Gefühl, dass er auf mich wartet. Einmal war er schon auf der Seniorenstiege, aber dann ist er wieder umgekehrt und weiter geschwommen. Inzwischen ist eine ganze Schulmädchenklasse in seine Bahn gekommen und er ist raus gegangen, ist aber stehen geblieben beim Startblock und hat auf mich gewartet, weil er sich verabschieden wollte. Ich habe gesagt, dass ich auch raus gehe, als ich bei ihm war. Er ist da gestanden, wo ich raus springen wollte, habe ihm gedeutet, dass er weg gehen solle, bin so aus dem Wasser geklettert wie er immer und er hat gelächelt. Wir sind nebeneinander gegangen! Adam hat mich gefragt, wie es mir gehe, aber ich habe ihn gleichzeitig gefragt. Er hat etwas über den Schnee gesagt, freut dich das nicht, oh, ja, aber wenn es noch mehr Schnee gäbe, könnte ich Langlaufen gehen, ich mag nicht Schi fahren, ich bin in Tirol aufgewachsen, ich hab genug davon, er hat geheimnisvoll gelächelt, ist er auch in Tirol aufgewachsen?

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