Heute bin ich früh aufgestanden, es war ziemlich diesig, sah nach Regen aus, es war schwül, bin zur Bank gefahren, habe die Miete und die Telefonrechnung bezahlt, wollte schon wieder zu Hause sein, habe eingekauft, bin nach Schönbrunn gefahren und 3 Kilometer geschwommen. Zuletzt ist Adam erschienen, hat sich seine rote Badehaube aufgesetzt, ich wagte es nicht, hinzuschauen, er hat trainiert, die Rekruten sind gekommen, ich bin raus gesprungen, weil ich schon fertig war mit dem Training, habe ihm zugeschaut, es war kalt und es schien so, als ob es bald regnete. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wollte nicht weg gehen, weil ich ihn dann nicht mehr sähe, aber zum Lesen war mir zu kalt. Ich konnte ja nicht die ganze Zeit da sitzen und ihm zuschauen. Die Soldaten sind aus dem Wasser gegangen und ich bin wieder hinein gegangen und weiter geschwommen, Adam hat seine Turnübungen gemacht, dann ist er auch wieder geschwommen, aber jetzt ist er gekrault. Vorher, als ich ihm zugeschaut habe und dann noch ein paar Längen mit mir, ist er Brust geschwommen. Ich habe das Geräusch noch im Ohr, das er dabei mit den Armen macht. Ich hatte Angst, dass er wieder raus springt, aber wir haben wieder gekämpft und das Wunder ist geschehen: während wir schwammen, ist die Sonne heraus gekommen, es war niemand mehr im Wasser außer wir beide. Plötzlich war es wieder schön und heiß, wie im Paradies. Er hat mich immer überholt, aber ich war ziemlich schnell, bin über das Wasser geflogen, weil ich nicht wollte, dass er siegt, aber er hat mich besiegt, jedes Mal. Wir sind um unser Leben geschwommen, ich habe überhaupt nicht mehr mitgezählt, habe ständig Wasser geschluckt, in der Mitte hab ich mich umgedreht und aufs Wasser gelegt, um in den Himmel zu schauen. Alle Wolken sind verschwunden, von einer Sekunde zur anderen. Wer steht uns bei? Er ist dazwischen zu seinem Brunnen gegangen, um Wasser zu trinken, ich hatte Angst, dass er nicht mehr zurück kommt, aber ich bin weiter geschwommen und er dann auch. Er hatte seine rote Badehaube auf, auch als es schon wieder schön war. War er in Panik, dass es wieder so regnet wie damals? Wir sind geschwommen und geschwommen und nichts hätte uns aufhalten können, plötzlich waren ein paar Leute im Wasser. Ich konnte einfach nicht mehr und bin am Rand zusammengebrochen vor Glück, habe mich an den Rand gesetzt und die Beine ins Wasser gehängt und gewartet, dass er zu mir kommt, aber er ist beim deep end aus dem Wasser gesprungen, zur selben Zeit. Er ist zum Brunnen gegangen, ich bin zur Dusche gelaufen, habe gesehen, wie er an den Pritschen vorbei geht und die Treppe hinauf, die er sonst immer runter kommt. Ich habe mich auf meinen Platz gesetzt und geschaut, wo er hingeht. Er muss etwas gesucht haben, denn er ist über die Wiese gegangen, an den Hecken vorbei und zum Buffet, hat sich ein Mineralwasser geholt und ist die Treppe herunter gekommen und an mir vorbei gegangen, hat mich lächelnd und sehr deutlich gegrüßt. Er wollte mich begrüßen, es muss ihn genauso glücklich gemacht haben wie mich wie wir geschwommen sind, es war wie ein ewig hinaus gezögerter Orgasmus, gespielt von Roxy Music, Never seem to touch. Dann habe ich ihn den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Der Sportstudent ist zu mir gekommen und hat mich gefragt, was ich lese, er hat mir gesagt, dass er jetzt Jaspers liest. Ich habe mich gewundert, dass ihm Jaspers gefällt. Dann hat er gesagt, dass er sich ein Eis kaufen gehe und dass er es sich in letzter Zeit gut gehen lasse. Ich habe zu ihm gesagt, dass wir letztes Jahr besser ins Schönbrunnerbad gegangen wären als in den WIFI-Kurs, er hat gemeint, dass es letztes Jahr ja immer so schiach war (Ha!) und dann, ja doch, es war Zeitverschwendung. Am Abend bin ich noch 20 Längen geschwommen. Ich habe über uns nachgedacht, wir haben uns so geliebt im Wasser, ohne Berührung. Wir haben uns total verausgabt, wir waren total erschöpft. Er hat mich besiegt, er ist mein Meister.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog