Grüßt man aus Höflichkeit, indem man ins Wasser springt und sich auf den Rücken legt? Er war wie ein Fischotter oder ein Delphin, so verspielt. Ich habe gelächelt, weil ich so glücklich war, dass er vor mir auf und ab schwimmt und nicht weggefahren ist. Wann schaffe ich es endlich, ihn anzusprechen? Vielleicht ist das ja gar nicht nötig, vielleicht gefällt es ihm besser so, dieses Prickeln, aber langsam ist es nur noch schwer erträglich. Ich glaube, er ist doch kein Tiroler, eher erinnert er mich an Alex, aber warum? Ist er arrogant, schüchtern, schwul, narzisstisch? Egal. Heute bin ich geschwommen und geschwommen, aber er ist nicht aufgetaucht. Habe mich schon gewundert, ob er wieder weggefahren ist. Nach 70 Längen bin ich aus dem Wasser gesprungen und habe mir das Gesicht eingecremt, da ist er gekommen. Er hat sich abgekühlt und einen Kopfsprung gemacht, ich habe deutlich gesehen, dass er zu mir herschaut. Er ist erst ins Wasser gesprungen, nachdem er gesehen hat, dass ich ihn sehe. Ich habe aber nicht richtig hingeschaut, weil ich voller Creme war, bin zum Spiegel auf der Toilette gelaufen und habe es verwischt. Auf dem Weg ist mir der Sportstudent begegnet, er ist die Treppe hinunter geschritten und hat mir gewinkt. Ich war so nervös, weil ich endlich irgendetwas tun wollte. Als ich im Bus hergefahren bin, habe ich mir ausgedacht, dass ich dem Schwimmer etwas ins Ohr flüstere, dolce miracolo oder what is your substance, whereof are you made…. Er ist aber nie ins Wasser gekommen, denn er saß wieder irgendwo da oben, wo ich ihn nicht sehen kann. Ich weiß nicht, warum er lieber im Gras sitzt, will er nicht, dass ich an ihm vorbei gehe oder hat er sich gedacht, dass auf den Pritschen kein Platz mehr ist, aber es gab genug Platz. Als ich wieder an meinem Platz saß, sah ich ihn vor mir, war mir aber nicht sicher, ob er es wirklich ist, weil seine nassen Haare im Wasser so dunkel waren, habe gewartet, bis er untertaucht, damit ich ihn erkenne. Er ist untergetaucht und er war es wirklich, ich erkenne ihn an seinen bronzefarbenen Haaren, er ist bei einem Startblock gestanden und hat geschaut. Ich habe gedacht: Jetzt! und bin zu ihm hingelaufen, um ihn zu begrüßen, habe Hallo gerufen, aber er hat es nicht gehört. Er hat nach oben geschaut, zum shallow end, ich habe seinen Rücken gestreichelt, nein, seine Schultern und hallo gesagt, er hat sich umgedreht und mich angelächelt, ich habe seine Augen ganz deutlich gesehen, sie sind grün und rund und groß. Ich habe ihn gefragt, ob ihm diese Ursuppe gefällt, er ist im Wasser zurück gewichen, ich verstehe nicht. Ich habe es wiederholt und auf das Wasser gedeutet, aber so schüchtern. Ich hasse es, wenn mich jemand nicht versteht, das ist kein gutes Omen. Na, so super ist es nicht. Ich habe gedacht, dass er mich falsch verstanden hat und habe das Wort wiederholt, er sagt fragend ja?, hat er dieses Wort noch nie gehört? Ich habe es von Claudius übernommen, Claudius ist schon gestorben. Ich bin auf meinen Platz zurückgekehrt, das war mir schon zu viel, die Kühnheit der Schüchternen. Er ist noch eine Länge hinauf und hinab geschwommen, das tut er sonst nie. Habe ich ihn verwirrt? Hat er gefragt, ich verstehe nicht, weil er nicht versteht, warum ich auf ihn stehe? Er ist zurück gewichen, habe ich zu viel riskiert? Er wird rätseln, was ich gemeint habe. Hält er mich für verrückt, er ist sehr gut erzogen, ich habe seine Augen gesehen und wir vergessen nie, die Liebe, sie währt ewig und sie erkennt uns nie. Nein, so kann es nicht gehen, ich muss nachschauen, es war nicht so schlimm, er hat zumindest etwas gesagt.

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